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Geplatzter Traum

Ikonen der amerikanischen Fotografie: Die Galerie ArteF stellt Bilder aus, die die Massenverelendung während der grossen Depression der 1930er-Jahre zeigen.

Von Sascha Renner

Der American Dream - dass ein jeder durch harte Arbeit sein Leben verbessern kann - erfüllte sich für Ella Watson nicht. Ihre Hautfarbe war schwarz, die Eltern starben früh, der Gatte einen gewaltsamen Tod. Im Gegensatz zu ihrer weissen Kollegin, mit der sie zeitgleich eine Stelle als Putzfrau antrat, blieben Beförderungen aus. Wahrscheinlich hätte nie jemand von Ella Watson gehört. Hätte Gordon Parks sie nicht suggestiv mit Mopp und Besen vor der amerikanischen Flagge fotografiert.

Aus dem dokumentarisch gemeinten Bild mit dem Titel «American Gothic» (1942) wurde rasch eine überzeitliche Metapher für Leid und Diskriminierung. Und eine moderne Ikone der so-zialdokumentarischen Fotografie. Gordon Parks hatte das Bild im Auftrag der Farm Security Administration (FSA) aufgenommen, einer Behörde, die Hilfsprogramme für die verelendete Landbevölkerung entwickelte. Der Börsenkrach und Dürren hatten vor allem die Landwirtschaft im Süden der USA hart getroffen.

Um die desaströse Lage zu erfassen, startete die FSA ein Fotoprogramm unter Beteiligung der damals bekanntesten amerikanischen Fotografen: Walker Evans, Dorothea Lange, Ben Shahn. Sie hinterliessen 250 000 Bilder - das macht die FSA-Kampagne neben Mérimées «Mission héliographique» zum grössten Dokumentarprogramm der Geschichte.

Davon sind nun einige Bilder - darunter etliche Vintage Prints - in der Galerie ArteF ausgestellt: kalifornische Slumsiedlungen von Dorothea Lange, Farm- und Schulhäuser von Walker Evans, Landarbeiter von Mike Disfarmer. Die Bilder schwanken zwischen einer nüchternen, beinahe seriellen Betrachtung und einer emotionalen - ein ambivalenter Dokumentarbegriff, der neben dem Registrieren auch das Bewegen bezweckt.

Keine Aufnahme macht dies deutlicher als Parks «American Gothic»: Indem er Watson absichtsvoll inszenierte, verstiess er gegen die rigiden, von der FSA auferlegten Leitlinien, wie sie Dorothea Lange einmal formulierte: «Was immer ich fotografiere, ich nehme keinen Einfluss und verändere nichts.» Parks, der als Schwarzer Diskriminierung am eigenen Leib erfahren hatte, verstand die Kamera jedoch vielmehr als Waffe gegen das Unrecht. Später erledigte er im Namen von «Life» delikate Aufträge bei den Schwarzen Pantern und den Black Muslims. Ausdrucksstarke Porträts von Malcolm X und Muhammad Ali gehören zu den Höhepunkten der Ausstellung bei ArteF.

Nur für Ella Watson zahlte sich Parks Engagement nicht aus: Sie verlor nach der Veröffentlichung der Bilder umgehend ihre Stelle.

[ZT 14.03.2007]
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Aufräumen mit der Rassendiskriminierung: «American Gothic».
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