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Blue Chip
Ed Ruscha
Auf der abgebildeten Schwarzweissfotografie sehen
wir die Poesie einer gewöhnlichen Strassenszene in Hancock an der
Westküste der USA. Die Hauskante und die sechsspurige Strasse
durchtrennen das Bildgeviert, was jedoch der Lakonie kaum Spannung
einzuhauchen vermag. Werbeschilder, Automobile, ein einziger Fussgänger
auf der langen Strasse – gibt es profanere Fotosujets als dieses?
Dem 1937 geborenen Ed Ruscha kommt das Verdienst zu, in den sechziger
Jahren die Banalität des amerikanischen Westküstenalltags in die
Kunstwelt übersetzt zu haben. Die künstlerische Strategie, den Alltag
zur Kunst zu erheben, trug ihm den Titel des West-Coast-Pop-Künstlers
ein, aber erst jetzt wird sein Werk in seiner ganzen Bedeutung für die
Kunst des späten 20. Jahrhunderts erfasst.
Ruscha führte das Readymade in die Fotografie ein, das gefundene Ding,
das profane, vor jedem äusseren Eingriff bewahrte Sujet. Er gab
schmuck- und textlose Büchlein heraus, in denen er seine Bildserien von
Strassenzügen, Hausdächern, Parkfeldern und Swimmingpools abdruckte.
Mit der nüchtern-dokumentarischen Sichtweise warf er einen
demokratischen Blick auf den West-Coast-Alltag, was seinen Werken auch
den Namen Blue Collar Art eintrug.
Ed Ruscha, ArteF, Galerie für Kunstfotografie, Zürich, bis 17. Juni. Preis: 12 000 Fr. (Edition: 35 Exemplare).