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 Igor Strawinsky im Porträt: ArteF zeigt Arnold Newmans Foto von 1946 (8000 Franken). |
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Zürcher Galerierundgang Die Leinwand als Skizzenblock Von Tilo Richter
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 01. Mai 2008 In
der Galerie von Elisabeth Kaufmann kann man jetzt eine sinnliche Seite
von Walter Dahn entdecken, der dort mit einer umfangreichen Serie von
Malereien im Kleinformat präsentiert wird. Der Künstler aus Köln
aquarelliert sensibel, collagiert humorvoll, malt konzentriert und
fängt mit seinen meist nur postkartengroßen Blättern archaische Zeichen
und Stimmungen ein. Während alle anderen Blätter aus den vergangenen
Jahren stammen, verweist ein großartig reduziertes Werk aus dem Jahr
1973 (4000 Euro) auf Dahns jahrelange Beschäftigung mit einer
Bildersuche im Kleinen. In ihrer seriellen Präsentation vereinen sich
die knapp sechzig ausgestellten Arbeiten zu einem Bilderreigen, der wie
in einem Kaleidoskop fast zufällig entsteht, sich zusammenfügt, nur um
sich schließlich wieder von Blatt zu Blatt neu zu bilden.

In
der Einfachheit betörend unmittelbar gibt sich etwa das geometrisch
gewachsene "Schiffchen" oder die biomorphe Form auf "Im Schnee" (je
2200 Euro). Einzelne Werkgruppen der Ausstellung vereinen Variationen
desselben Themas - Haus, Blüte, Figurationen - und verweisen in ihrer
schlichten Umsetzung auf den Vorgang der Extraktion, die Dahn im
Entstehungsprozess vollzieht: Den enorm differenzierten und üppigen
Bildwelten anderer entnimmt er seine Formen und Figuren. In klassischer
Manier zeigt die 2004 gegründete Galerie für Fotografie ArteF dreißig
Meisterwerke des vor zwei Jahren gestorbenen Amerikaners Arnold Newman.
Strawinsky stützt sich auf den Flügel  | Dieser Vintageabzug von Arnold Newmann aus dem Jahr zeigt den Künstler Alberto Giacometti (bei ArteF für 32.000 Franken). |
Aus dem in New York
verwalteten Nachlass ist eine exzellente Auswahl an die Limmat
gekommen, die eine Wiederbegegnung mit Porträtklassikern des 20.
Jahrhunderts bringt: Vor allem die als "environmental portraits"
angelegten Künstlerbildnisse werden durch den Einbezug der Ateliers zu
eindringlichen und erzählenden Bildnissen. Großartig zeigt sich Igor
Strawinsky im Jahr 1946 am aufgeklappten Flügel, der hier zum
großflächigen Symbol wird (8000 Franken). Eindrucksvoll ist auch das im
Jahr 1942 aufgenommene Porträt von Max Ernst, auf dem der Qualm der
Zigarette mit dem Schnitzwerk des Lehnstuhls um die Wette voltiert
(8000 Franken). Zwei der ausgestellten Motive sind als Vintage Prints
verfügbar: ein wie so oft sehr ernst blickender Alberto Giacometti von
1954 (32.000 Franken) und Man Ray im Paris des Jahres 1960 (22.000
Franken). Die anderen Abzüge (je nach Größe 8000 oder 11.000 Franken)
sind jüngeren Datums, aber durchweg von Newman betitelt und signiert. Brigitte
Weiss stellt in ihrer Galerie neue Werke der 1979 geborenen Schweizerin
El Frauenfelder vor. Die Schau mit dem Titel "Wendy" präsentiert
großformatige Gemälde auf nicht gerahmten Leinwänden (Preise auf
Anfrage), die vor allem Bildwelten aus Amerikas Westen zeigen. Die
Malerin lässt wuchtige Stadtlandschaften und Interieurs auferstehen,
die, klischierten Filmsets nicht unähnlich, eigenwillig vertraut
wirken. In großer Zahl gefertigte Fotos - für die Künstlerin
"Vergewisserungen der Realität" - dienen als Stichwortgeber für die
Motive. Die betonte Menschenleere schärft den Blick für die Spuren, die
die Figuren dieser Sets hinterlassen haben. Schlagschatten des
Blitzlichts im gemalten Bild verweisen auf die vor Ort entstandenen
Snapshots, doch entwickeln sich aus dieser Formalie spannende
Diskrepanzen und Dissonanzen; denn: Frauenfelders Gemälde werden zu
großformatigen Skizzenblöcken. Text: F.A.Z. Bildmaterial: Arnold Newmann, Elisabeth Kaufmann Galerie, Brigitte Weiss
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